ANIME

Die Wurzeln des Animes

Während der Begriff Anime in Japan schon seit den 1960er-Jahren im Umlauf ist, hat er sich international erst im Zuge des Erfolgs von Akira durchsetzen können. In den ersten Kritiken zu dem Film ist noch von Japanimation oder Japanese Manga Animation die Rede. Doch die Wurzeln des Animes reichen viel weiter zurück.

Es sind vor allem zwei Kunstformen aus der Jahrhundertwende um 1900, die den Anime in Japan maßgeblich beeinflusst haben:

Das sogenannte Utsushi-e, reflektierte oder projizierte Bilder, die der Laterna Magica ähneln und Bewegungen simulieren können. Und das japanische Straßentheater, das Kamishibai (Papiertheater), mit Erzählern, die ihre Stände in Straßen und Parks aufstellten und ihre Geschichten erzählten, während sie die gezeichneten Bilder in einen Rahmen schoben.

Einen weiteren großen Einfluss hatten aus dem Westen importierte Filme von Filmemachern wie Georges Méliés (Die Reise zum Mond, 1902), James Stuart Blackton und Emile Cohl. Als japanische Pioniere des animierten Film gelten Oten Shimokawa (Imokawa the Doorman), Junichi Kouchi und Seitaro Kitayama, die alle erstmals 1917 Kurzfilme veröffentlichten, die sich aber noch stark von dem unterschieden, was wir heute unter Anime verstehen. Dort wurde noch mit Kreidetafeln und Papierschnitt gearbeitet. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich der auf Folie gemalte Trickfilm (Cel Animation), stark gefördert von der japanischen Regierung, um zunächst noch Lehrfilme zu drehen, später dann Propaganda, wie zum Beispiel der Tieranimationsfilm Norakuro, Private Second Class von 1935 oder Momotaro's Divine Sea Warriors von 1945, der als der erste japanische animierte Langfilm gilt.

Die Geburtsstunde des Animes

Doch die entscheidende Geburtsstunde des Animes liegt im Aufstieg des Fernsehens und der japanischen Wirtschaft in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies begann zunächst mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung von TV-Formaten und Sendungen für Kinder, auch im Zuge einer neuen Bildungsoffensive unter der US-Besatzung hin zu demokratischen Werten. Damit einher ging ein verstärkter Import amerikanischer Zeichentrickfilme und Serien. Die erste Serie im japanischen Fernsehen war Superman von 1941.

Der erste japanische Zeichentricklangfilm war Erzählung einer weißen Schlange (Hakujaden, 1958) von Osamu Tezuka - eine Adaption seines eigenen Mangas, produziert von Tōei Animations, basierend auf einem chinesischen Märchen. Die Phantastik war also von Beginn an ein wichtiger Bestandteil des Animes, so wie der Glaube an das Übernatürliche und Spiritismus Teil des japanischen Alltags sind.